Die Magie des Spiels by Mesut Özil

Die Magie des Spiels by Mesut Özil

Autor:Mesut Özil [Özil, Mesut]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2017-03-18T16:00:00+00:00


Kapitel 11

MEIN KÖNIGSWECHSEL

Im richtigen Moment an sich selbst denken

Im August 2010 werde ich der internationalen Presse als neuer Spieler von Real Madrid präsentiert.

Eigentlich bin ich kein Freund von diesem Blitzlichtgewitter.

Meine Bühne ist der Fußballplatz.

Nach einem Sommer mit vielen Diskussionen darüber, ob ich als Führungsspieler tauge oder nicht, ob ich bereits so weit sei, Diegos Rolle zu übernehmen oder nicht, begann die Saison eins nach Diego mit einer 2:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Daheim vor unseren eigenen Fans war das natürlich alles andere als ein idealer Auftakt zur neuen Spielzeit. Da half es auch nicht, dass ich einen Foulelfmeter verwandelte.

Im zweiten Spiel gegen die Bayern traf ich erneut – dieses Mal aus dem Spiel heraus, das nach einem Treffer von Mario Gómez letztlich unentschieden endete. Der Punktgewinn beim Rekordmeister tat uns gut. Denn ab da spielten wir eine unglaubliche Serie. Zwischen dem 15. August und dem 11. Dezember verloren wir kein einziges Spiel. Vierzehnmal blieben wir in der Liga ungeschlagen. Hinzu kamen vier Siege und ein Remis in der Europa League. Auch im Pokal waren wir nicht zu stoppen.

Zwischenzeitlich war Tim Wiese, unser Schlussmann, sogar 619 Minuten und 39 Sekunden ohne Gegentreffer geblieben. Wir hatten uns alle miteinander vorgenommen, defensiv besser zu spielen als in der Vorsaison. Da hatten wir zwar 64 Tore erzielt, waren damit dritterfolgreichste Mannschaft nach Wolfsburg und Bayern. Allerdings hatten uns unsere unfassbaren fünfzig Gegentore viel versaut. Deshalb sagten wir uns immer und immer wieder gegenseitig: »Wir verteidigen unser eigenes Tor bis aufs Blut.«

Wir spielten organisierter und mit mehr Disziplin, weniger risikoreich, dafür effektiver. Nicht auf Schönheitspreise bedacht, sondern auf Punkte.

Wobei uns trotzdem das ein oder andere Traumspiel gelang. Am 21. November 2009 schlugen wir Freiburg mit 6:0. Dabei bereitete ich vier Treffer vor und erzielte einen selbst. »Wäre ich nicht Trainer des Gegners«, gab Robin Dutt hinterher zu, »hätte ich Beifall geklatscht.«

Natürlich waren die Jubelstürme in den Medien groß. Der Tagesspiegel bezeichnete mich als »wohl begabtesten unter Schaafs Zauberlehrlingen«. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung stand fest, dass ich »den ehemaligen Bremer Mittelfeldstar Diego vergessen« lasse. Und bei SPORT BILD landete ich in einem Ranking unter den achtzehn wichtigsten Spielern der Liga.

Im Sommer hatte Klaus Allofs Marko Marin von Gladbach an die Weser gelockt. Er, Aaron Hunt und ich funktionierten ganz gut – zumindest sah die Presse das immer wieder so und nannte uns drei in Anlehnung an Krassimir Balakov, Fredi Bobic und Giovane Elber, die in den Neunzigerjahren atemberaubenden Kombinationsfußball beim VfB Stuttgart zelebrierten und als »magisches Dreieck« bezeichnet wurden, das »neue magische Dreieck«. Der Kicker versammelte uns alle sogar einmal an einem Tisch zu einem gemeinsamen Interview. Darin erklärte Marko Marin unser Zusammenspiel: »Wir drei sind alle jung, fast ein Jahrgang. Wir sind alle gute Fußballer. Da fällt das Zusammenspiel leicht. Mit Mesut und Aaron ist es nicht schwer, so zu glänzen. Für den Gegner ist es dagegen unheimlich schwierig, sich auf unser Spiel einzustellen. Wir wechseln ständig die Position. Mesut kommt mal durch die Mitte, mal über links, dann wechsle ich die Seite.« Und Aaron Hunt ergänzte, dass schließlich jeder von uns wisse, »was der andere plant.



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